Weinender Jüngling

​Mit diesen Worten übergibt Prof. Dr. Eilender am 27.07.1953 die Statue des „weinenden Jünglings“, die heute im Studentendorf steht, an die Studentenschaft der RWTH.1 Das Ehrenmahl des weinenden Jünglings soll an die Gefallenen Studierenden in den beiden Weltkriegen erinnern, die Studierenden daran erinnern, dass ihre „Kameraden nicht umsonst gefallen“ 2 seien und aufmuntern, die Zukunft zu gestalten.

Die Idee eines Ehrenmahls für die Gefallenden der beiden Weltkriege taucht zum ersten Mal in Briefwechseln des Kultusministeriums des Landes Nordrhein-Westfahlen ab dem 27.4.1953 auf. Die Leitung vom Kultusministerium war von 1947 bis 1955 Frau Christine Teusch.3 Sie ist sogar die erste Ministerin in der Bundesrepublik Deutschlands.4 Sie schreibt dem Rektor der RWTH und bittet ihn um eine Stellungnahme zu der Idee eines Ehrenmahls und der Frage wie teuer ein solches werden würde.5 Auch die Universität Bonn bekommt die Möglichkeit ein solches Ehrenmahl zu errichten.

Aus der Festschrift zum 40-jährigen Jubiläum des Studentendorf ist zu entnehmen, dass für das Ehrenmahl ein Betrag von 25.000 DM zu veranschlagen ist. Die Zusammenarbeit zwischen der Kultusministerin und der RWTH wird, aus heute nicht mehr zu rekonstruierenden Gründen, nicht mehr nötig, denn am 27.07.1953 lädt der AStA zu einer „Feierstunde“ ein. In dieser übergibt Prof. Dr. Eilender die Statue des weinenden Jünglings als seine Stiftung an die Studentenschaft.

Die Statue wurde vom Bildhauer Theo Akkermann aus Krefeld geschaffen und findet erst einmal im Vorstandszimmer der Studentenhilfe seinen Platz. In den 60er-Jahren wird sie ins Foyer des Studentenwerkes umgesiedelt und steht dort, bis sie 1972 zum 20-jährigen Jubiläum des Studentendorfes vom Geschäftsführer des Studentenwerkes Johannes Redding an das Studentendorf übergeben wird. 6

Dort steht nun also der Jüngling seit inzwischen fast fünfzig Jahren. Der Jüngling war lange Zeit nicht gekennzeichnet und so ranken sich mehrere Mythen besonders im Studentendorf um ihn. Den meisten Studenten ist ihr Zweck deswegen auch nicht bekannt und die Quellen über ihn begrenzt.

Mehr Informationen haben wir über diese Statue nicht finden können. Ob die Statue in Bonn ebenfalls gebaut wurde, ist nicht bekannt. Ein Denkmal dieser Art war damals nicht unüblich. In Aachen ist es allerdings in Vergessenheit geraden. Die Statue hat durch die wenigen Informationen, die über sie bekannt sind keinen Platz in der Erinnerungskultur der Hochschule, ganz im Gegenteil zum Ehrendenkmal der Gefallenen Studenten, das vor der Aula 1 im Hauptgebäude der RWTH angebracht ist. Über dieses gab es in den 90ern große Proteste in der Studierendenschaft, sodass es verwunderlich ist, dass der Jüngling nicht ebenso viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Gerade, weil die Tafeln im Hauptgebäude eine solche Aufmerksamkeit bekommen haben, sollte überlegt werden, ob dieses Denkmal in die Erinnerungskultur einbezogen wird, und wenn ja in welcher Art und Weise. Ein Stellplatz ohne Hintergrundinformationen, wie es zurzeit der Fall ist, stellt sicherlich keine gute Lösung dar.

(mb) 27.6.2022

Verweise:

1 Prof. Dr. Eilender, „Ansprache anlässlich der Übergabe des Ehrenmahls für die in den beiden Weltkriegen gefallenden Studierenden der Technischen Hochschule Aachen.“  S.1
2 Eilender S.6
3
Schulministerium NRW, „Ein Frauenprofil in der Bildungspolitik: Dr. h.c. Christine Teusch“
4
Im weiteren Verlauf wird deswegen das Personalpronomen „sie“ und den Titel „Kultusministerin“ benutzt.
5
Der Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfahlens, Brief an den Rektor der RWTH Aachen am 27.4.1953
6
Katharina „Die Geschichte des Anbeters“ in der Festschrift zum 40-jährigen Jubiläum des Studentendorfes S.9